Kategorie: Modul 2B

  • Modul 2B LE1

    1. Möglicherweise sind Medien das Wesen des Unterrichts und damit auch der Didaktik. Vielleicht spielen sie aber auch eine so untergeordnete Rolle, dass man sich mit Medien nicht beschäftigen muss, wenn man Didaktik verstehen möchte.
    2. Didaktik ist die Theorie vom organisierten Lehren und Lernen. Medien sind die zum Lehren und Lernen eingesetzten Mittel. Allgemeine Didaktik trifft Aussagen über den allgemeinen Zusammenhang zwischen Lehren und Lernen, unabhängig von Fächern, Adressat*innen oder Institutionen. Comenius wollte in seiner Didactica magna die göttlich gegebene Weltordnung geistig rekonstruieren, um alle Menschen alles zu lehren, dabei verstand er die Welt als eigentliche Schule, die in der Schule angemessen zu repräsentieren war. Dazu dienten Präparate, Modelle und das Schulbuch. Die Reformpädagogik nahm eine ambivalente Position ein: einerseits wurden m als massenproduzierte Medien als „jugendgefährdend“ abgelehnt, andererseits „wertvolle“ Medien wie Jugendbücher oder Schulfilme propagiert. Maria Montessori nutzte Material als Medium zur eigenständigen Erschließung der Welt. Célestin Freinet setzte auf eine Repräsentation des praktischen Lebens in der Schule.

    3. Didaktik ist die wissenschaftliche Lehre vom Zusammenhang zwischen Lehren und Lernen, von dessen praktischer Umsetzung und der Kunstfertigkeit darin. Allgemeine Didaktik fragt danach, was in jedem Lehr-Lernprozess vorkommt und wichtig ist. Das kann so verstanden werden, dass ein kompletter Bildungsweg theoretisch begründet werden kann, oder dass grundlegende Fragen, die für alle speziellen Didaktiken relevant sind, behandelt werden. Medien sind Vermittlungsinstanzen im menschlichen Welt-, Sozial- und Selbstverhältnis. Medien setzen eine Trennung voraus, die mithilfe eines Mediums überwunden wird. Medien vermitteln, indem sie die jeweils andere Seite symbolisch repräsentieren. Medien haben den Anspruch, die Trennung zu überwinden. Medien unterbrechen den Lauf der Dinge und halten dem Menschen die Welt vom Leib. Digitale Medien sind interaktiv, multimedial und vernetzt.

    4. Die bildungstheoretische Didaktik setzt das Medium Buch als selbstverständlich voraus. Medien sind Mittel zum Zweck der Erschließung von Kategorien. Für die lerntheoretische Didaktik sind Medien eine Vermittlungsvariable im Rahmen eines Entscheidungsfeldes. Die kommunikative Didaktik versteht Unterricht zwar als kommunikativen Prozess, untersucht aber nicht die Rolle der Medien als Mittel der Kommunikation. Die handlungstheoretische Didaktik geht davon aus, dass durch praktisches Handeln eine geistige Repräsentation der Welt aufgebaut wird. Der Einsatz von Medien wird dabei aber nicht als solcher reflektiert. Die kybernetische Didaktik konzentriert sich vollständig auf das Medium als Lernmaschine. Die systemisch-konstruktivistische Didaktik bezeichnet die Konstruktionen von Welt der Lernenden als Medien, aber auch die Rückkopplung aus der Umwelt und das System innerhalb dessen die Konstruktion stattfindet. Die Didaktiken lassen sich in pädagogische und nicht-pädagogische Didaktiken unterteilen. Den pädagogischen Didaktiken geht es um die Erschließung der Welt. Den nicht-pädagogischen Didaktiken geht es um von den Inhalten abstrahierte Prozesse und Mechanismen. Die lerntheoretische Didaktik lässt sich nach dieser Einteilung nicht zuordnen. Die Medien sind die konkreten Vermittlungsinstanzen. Das Medium ist der Rahmen, der die konkreten Medien hervorbringt. Bücher sind einzelne Medien, die das Medium Buchkultur hervorbringt. Ein Buch spricht von seinem Inhalt und zugleich von der Kultur des Buches.

    5. Veröffentlichungen zu digitalen Bildungsmedien erwähnen die pädagogisch-didaktischen Theorien kaum, sondern stützen sich auf lernpsychologische Theorien. Die Informatik bezieht ihr Verständnis vom Lehren und Lernen eher aus der Lernpsychologie als aus der Pädagogik. Lernpsychologische Forschung und Theorie ist strikt empirisch ausgerichtet. Dekontextualisierte Lernmodelle machen die Lernpsychologie für die Informatik anschlussfähig. Digitale Medien haben das Lernen bisher nicht revolutioniert.

    6. Alles was als Vermittlungsinstanz funktioniert kann Medium sein. Medien können auch Gegenstände und Inhalte des Lehrens und Lernens sein. Wenn die Weltverhältnisse grundsätzlich medial vermittelt werden, müssen die dominierenden medialen Formen als Kulturtechniken hinreichend beherrscht werden. Medienkompetenz umfasst begrifflich alle Medien, wurde lange als Umgang mit Massenmedien verstanden und steht heute in der Regel für den Umgang mit digitalen, computer- und netzwerkgestützten Medien. Nach Baacke umfasst Medienkompetenz die Dimensionen Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Es gibt heute zahllose Definitionen. Empirisch ist Medienkompetenz wenig beforscht. Neu im Fokus sind die Begriffe Datenkompetenz, Medienkompetenz 2.0, digital competence oder Data Literacy.

    7. Seit Beginn der 2000er Jahre beschäftigt sich die Mediendidaktik mit der Gestaltung lernförderlicher Lernumgebungen. Eine aktuelle Perspektive ist Critical Educational Technology.

  • Modul 2 B LE 3

    1. Forschendes Lernen ist eine Lernform bzw. ein didaktisches Konzept, das als Königsweg akademischen Lernens gilt.
    2. Forschen und Lernen sind für sich genommen schwer fassbare Begriffe. Forschung ist ein Prozess, bei dem systematisch, nachvollziehbar und überprüfbar Erkenntnisse zu einer bestimmten Forschungsfrage gewonnen werden (Reimann, 2018, zit. nach LE 3, S. 8). Lernen umfasst alle Aktivitäten, mit denen Subjekte ihr Wissenund Können verändern (Petko, 2014, zit. nach LE 3, S.10). An Schulen wird vorwiegend kanonisiertes Wissen vermittelt – dagegen gilt Wissen an Hochschulen als unabgeschlossen und muss erworben werden. Forschendes Lernen als Lernform geht auf eine Forderung der Bundesassistentenkonferenz aus dem Jahr 1970 zurück. Die Grundidee der Einheit von Lehre und Forschung geht auf von Humboldt und Schleiermacher zurück. Verschiedene Definitionen Forschenden Lernens unterscheiden sich durch unterschiedliche Akzentuierungen: ist mit Forschen ein bestimmter Lernstil, eine Lernsituation gemeint, liegt der Schwerpunkt auf dem „Lernen“, geht es um Erkenntnisgewinn im Rahmen eines Forschungsprozesses, liegt der Schwerpunkt auf dem „Forschen“. Forschendes Lernen kann dabei als Konzept, als Lernform oder als Prinzip verstanden werden. Es ist verwandt mit problemorientiertem Lernen und situiertem Lernen. Forschendes Lernen beinhaltet Problemorientierung und produktives, selbständiges Lernen, das durch kritische Reflexion gekennzeichnet ist und situiert in einem wissenschaftlichen Umfeld stattfindet.
    3. Forschendes Lernen wird eingesetzt um Studienabbruchquoten zu senken, Motivation, Neugier und Interesse der Studierenden zu steigern, eine forschende Haltung zu entwickeln, wissenschaftliche Kompetenz und disziplinäre Identität herauszubilden und institutionelle und individuelle Kohärenz erlebbar zu machen. Forschendes Lernen im Fernstudium geht mit besonderen Herausforderungen einher, die bisher kaum erforscht sind.
    4. Forschendem Lernen wird in der Regel ein prototypischer Forschungszyklus zugrunde gelegt. Dieser beginnt mit der Themenfindung und anschließenden Formulierung einer Forschungsfrage. Diese kann sich mit der Beschreibung eines Gegenstandes, der Erklärung der Beschaffenheit eines Gegenstandes, der Prognose der künftigen Beschaffenheit, Gestaltungsmöglichkeiten, der Bewertung eines Zustandes oder der Formulierung einer Utopie beschäftigen. Es folgt die Erarbeitung des Forschungsstandes. Die Auswahl geeigneter Methoden geschieht in Abhängigkeit von der Fragestellung. Das Forschungsdesign wird geplant, durchgeführt, die Ergebnisse werden ausgewertet, interpretiert und schließlich präsentiert und kommuniziert. Am Ende des Prozesses stehen Reflexion und praktische Anwendung der Ergebnisse. Systematisch werden anhand der Bezugnahmen auf den Forschungszyklus verschiedene Spielarten des Forschenden Lernens unterschieden, dazu zählen Forschungsbasiertes Lernen – hier geht es darum, den aktuellen Forschungsstand nachzuvollziehen, Forschungsorientiertes Lernen, indem Studierende einzelne Elemente des Forschungsprozesses produktiv bewältigen sollen und Forschendes Lernen „in Reinform“, bei dem die Studierenden sämtliche Phasen des Forschungsprozesses durchlaufen. Zur systematischen Verortung eignet sich auch eine Matrix mit den Achsen studentische Partizipatio/Produktivität versus studentische Rezeption und Betonung des Forschungsgegenstandes/der Forschungsergebnisse versus Betonung des Forschungsprozesses.
    5. Forschendes Lernen ist eine hochschuldidaktische Lernform.