Einen Besuch wert
Im Detail:
**Einführung: Kurzbiographie und Überblick über das Werk auf Wandtafeln im ersten Saal, außerdem ein Saalzettel zum Mitnehmen.
**Benutzerführung: Leider sind die gedachten Wege nicht ganz klar, ich stolpere etwas hinein und drin herum. Ist aber nicht so schlimm, die Werke funktionieren ohne bestimmte Abfolge. Die einzelnen Serien sind mit Wandtexten knapp erläutert. (Trotzdem trauere ich der in meiner Erinnerung gelungeneren Wegeführung im Louisiana 2017 hinterher.)
**Aufstellung/Hängung: die großformatigen Abzüge hängen auf weißem Hintergrund, die Serien teils paarweise nebeneinander, teils gegenüber, teils fortlaufend angeordnet in mehreren Kabinetten und entlang der großen Halle. Zwei Videoarbeiten in abgeteilten Separeés.
**Umfang: Eine Retrospektive mit rund 80 Werken aus verschiedenen Serien, für mich neu sind die Fotos und Videos aus einem Club in Liverpool und einer Disco in Zaandam, die übrigen Serien sind teilweise weitergeführt worden (Almerisa und die Familienportraits), werden aber, wenn ich mich nicht falsch erinnere, nicht vollständig gezeigt. Trotzdem ein schöner Überblick und die großartige Videoinstallation „I can see a woman crying“ ist auch dabei – allerdings mit einem merkwürdig naiven Begleittext, denn die Kinder sind ganz offensichtlich nicht vollkommen unbeeinflusst von allem, sondern rufen innere Bilder und Szenen aus Filmen und Computerspielen ab.
**Inhalte: Die Fotografin Rineke Dijkstra fotografiert Menschen so, dass diese auch in einer Landschaft oder in einem Interieur isoliert, einsam, auf sich gestellt, wirken. Die Menschen blicken ernst, konzentriert manchmal schüchtern, manchmal selbstbewusst. Der Alltag ist Teil dieser Bilder und trotzdem fern. Eine Ausstellungsbesucherin mutmaßt: „die sind aus Osteuropa, die schauen schon so, die sind nicht aus den USA“. Das klingt übergriffig und stereotyp und irgendwie stimmt es dann aber doch, allerdings sind es Bilder vom Stranf aus Odessa und Jalta aus den 1990ern und seither ist dort zu viel passiert, als das Stereotype noch zutreffen könnten.
**Hintergründe: Rineke Dijkstra war Ende der 1990er mit einem DAAD-Stipendium in Berlin, dort entstanden einige Portraits der Parks-Serie im Berliner Tiergarten.
**Architektur: klar, weiß, etwas fabrikhallig.
**Extras:
Podcast und Website zur Ausstellung
**Daten: 8.11.2024 – 10.2.2025
**Fazit: Eine lohnende Ausstellung, zum Wiedersehen oder Kennenlernen.
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